Einst und heute:
Erfolgsgeschichte Naturschutz

Einst lockte der Rohstoff Torf

die Menschen ins Moor


Naturnah und lebensfeindlich: So zeigte sich das Moor in seinem ursprünglichen Zustand – zumindest den Menschen gegenüber. Lange haben unsere Vorfahren diese Feuchtgebiete gemieden, bis im 18. Jahrhundert die darin verborgenen Schätze lockten.

Brennmaterial, Weideland und Ackerflächen – das alles bot sich den Bauern, wenn sie das Moor nur erst einmal trockengelegt hatten. Und so begann im Tister Bauernmoor ab 1700 das, was den meisten Hochmooren widerfuhr: Die systematische Entwässerung und ein großflächiger Torfabbau. Die Handtorfstiche und die für Hochmoore untypischen ausgedehnten Wasserflächen im Bereich des industriellen Torfabbaus sind bis heute Zeugen dieser Entwicklung.

Heute lockt ein besonder Landstrich

mit ungewöhnlichen Bewohnern


Wiedervernässungsmaßnahmen haben hier einen Lebens­raum von besonderem Reiz und hohem Natur­schutzwert entstehen lassen, der in Teilbereichen vom Landkreis Rotenburg (Wümme) erlebbar gemacht worden ist. So lohnt sich ein Spaziergang vom Parkplatz am Moorbahnhof durch das Moor bis zu den beiden Türmen. Entdecken Sie die typischen Moorbewohner und lernen Sie das Gebiet und seine Geschichte kennen – oder legen Sie einfach die Füße hoch und genießen die Landschaft.

Im Herbst wird das Tister Bauernmoor zum Vogelmoor. Von den Türmen aus bietet sich Ihnen ein beeindruckendes Schauspiel, wenn tausende Kraniche und Gänse die seichten Wasserflächen aufsuchen. Diese wertvollen Bereiche sind entstanden, als das abgetorfte Moor wiedervernässt wurde.

Ganz gleich zu welcher Jahreszeit, wir wünschen Ihnen eine erholsame und anregende Zeit im Naturschutzgebiet Tister Bauernmoor.

Ein Spaziergang durch die Geschichte

– einige Schlaglichter:

  • 1701: Erste urkundliche Hinweise darauf, dass Brenntorf für den Eigenbedarf genutzt werden darf.
  • 1850: Den Bauern werden eigene Moorparzellen zugeteilt. Die neuen Besitzer ziehen tiefe Gräben zur Entwässerung, brennen Flächen ab und heben per Hand und Schaufel den Torf für ihre Öfen aus.
  • 1923: erste Genehmigung für den industriellen Torfabbau.
  • 1932: Beginn des industriellen Torfabbaus. Torf findet als Brennmaterial, daneben auch als Einstreu für Viehställe Verwendung. Ab den 1950er Jahren wird er zunehmend für gärtnerische Zwecke eingesetzt. Eine Feldbahn erleichtert den Abtransport des Torfes.
  • 1960er Jahre: Ende des bäuerlichen Handtorfstichverfahrens, Kohle und Öl ersetzen den Brennstoff Torf.
  • 1999: Die letzte industrielle Torfabbaugenehmigung läuft aus. Knapp 70 Jahre lang haben Bagger Torf ausgehoben, der sich im Laufe von 5.000 Jahre gebildet hatte. Dabei sind große Abtorfungsflächen entstanden, die überraschend schnell eine große Bedeutung als Schlafplatz für Kraniche und verschiedene Wasservögel erlangten.
  • 2001: Das Tister Bauernmoor wird Teil des europäischen Schutzgebietsystems NATURA 2000, ein Jahr später wird es auch als Naturschutzgebiet ausgewiesen.